Wieso. Weshalb. Warum. Und: Wozu?






































a) Ich wollte verstehen. Den Hype. Den Neubeginn. Die Sehnsucht. Das Erbe.
b) Eine Hochzeit ohne Mann hat in unserer Familie Tradition.
c) Ich schlief und erwachte und wusste: ich muß es tun.

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Ein Brautkleid ist kein Kleid.
Es gibt:
Sommerkleider
Wickelkleider
Blümchenkleider
Maxikleider
Minikleider
Midikleider
Abendkleider
Nachmittagskleider
Etuikleider
und Hauskleider.
Ein Brautkleid ist kein Kleid.
Ein Brautkleid ist ein Brautkleid.
Brautkleid bleibt Brautkleid.

Heldinnenreise

Die Braut ist eine Heldin. Wie Hänsel. Wie Gretel. Wie Odysseus. Wie Allerleirau. Und wie der, der auszog, das Fürchten zu lernen.

Die Braut begibt sich auf eine Heldinnenreise. Sie reißt sich los von dem, was ist. Die Vertrauten geben ihr mit, was sie braucht: Nüsse, Brot, einen Strauß, Taschentücher und gute Worte.

Dann wagt sie sich auf den Ozean, in den Wald, das fremde Schloß, den Bahnhof, die Stadt.

Auf dem Weg durch die Welt lernt sie dazu mit jedem Schritt. Sie kämpft gegen Hexen und Ungeheuer und gegen die Angst. Sie findet Gefährtinnen und Verbündete. Und vielleicht das Zaubermittel gegen das Böse in der Welt. Gegen die Einsamkeit und die Urteile. Gegen die erdrückende Pflicht und den erbarmungslosen Anstand. Und gegen die Lüge.

Am Ende der Reise ist sie eine andere als zuvor.
Am Ende der Reise empfangen sie die Daheimgebliebenen. Und fragen: Was hast du uns mitgebracht?

Glück und Schmerz

Der Braut wünschen sie Glück
Und die Braut bringt Glück.
In die U-Bahn.
In den Supermarkt.
Auf die Einkaufsmeile.

Die Braut bedeutet Glück.
Und sie bedeutet Schmerz.
Sie erinnert an die Sehnsucht nach dem Ja. Are You the Favourite Person of Anybody? hat Miranda July einmal fragen lassen.
Und einer, der Nein gesagt hatte, Nein.
I am not the favourite Person of anybody. Sure.
Nahm dann ein Geschenk mit for my girlfriend. 

Die Braut bedeutet Glück.
Und sie bedeutet Schmerz.
Die Braut ohne Mann ist der Riss in dem, was ist.

Auch Bräute brauchen eine Pause


Erkenntnis I

Der Bräutigam ist kein Accessoire, das einfach weggelassen werden kann wie das blaue Strumpfband. Er fehlt. Nicht nur den Leuten – auch der Braut.

Erkenntnis II

Eine Braut im Supermarkt ist eine Seltenheit.
Eine Braut auf der Rolltreppe ist ein Fotomotiv – Me and any bride. Eine Braut im Museum ist ein Fall für die Security.
Bräute mit Sinn für Vollmilch, Hauptbahnhof und Kunst sind eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Erkenntnis III

Das Brautkleid tragen bedeutet: einmal Prinzessin sein. Dabei geht es nicht um die Prinzessin. Prinzessin sein kannst du jeden zweiten Mittwoch. Es geht um das Einmal.
Am Tag des Brautkleides ist alles nur einmal. Und alles ist voller Bedeutung. Selbst die Marmelade auf dem Frühstücksbrot.
Der Tag des Brautkleids ist der Routine, der Wiederkehr, dem Immergleichen, der Serialität des Lebens entzogen. Wie die Engel und der Himmel und die Ewigkeit.

Begegnung I

Einer fragt: Wo sind die Gäste?
Nicht: Wo ist der Bräutigam?
Wenn die Braut Gäste hat und Begleiterinnen, dann ist die Welt gerettet. Wenn es welche gibt, die Ja sagen zu ihr.

Begegnung II


Eine Frau im schwarzen Hidschab winkt der Braut in Weiß. Ich winke zurück. Zwei Frauen.
Wie muß es sein, wenn du für die Stadt immer nur dein Kleid bist?

Begegnung III


Hatten Sie jemals solch ein Kleid an? frage ich die alte Frau mit dem Bart am Kinn.
Nein. Sagt sie. Nein. Wenn der Hitler nicht gewesen wäre, dann vielleicht.

Und dann: das Brautstraußwerfen!




























Aus der Einladung: "Wer den Strauß fängt, hat mindestens die nächsten 7 Jahre immer genug Champagner im Herzen, nur noch tollen Sex und ein unsichtbares Krönchen im Haar. Alle anderen natürlich auch!"
Der glückliche Fänger ist übrigens Ehemann einer Traumfrau und Vater von 4 wunderbaren Kindern.

Die Hochzeit der Braut II

Ich nehme mich selber aus Gottes Hand als ein Geschenk voller Schönheit, Schmerz & Überraschungen.
Ich will bei mir bleiben, mir treu sein, mich achten & ehren in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit & Krankheit, in Jugend & Alter, in Freude & Sorge.
Ich will meinen Körper, meine Seele, meinen Geist & mein Herz lieben und ihnen Gutes tun.
Ich will Geduld mit mir haben, mir vergeben, will tanzen, essen & trinken und das Reich Gottes ehren mit meinem Leben.
Dazu helfe mir Gott.

Die Hochzeit der Braut III

Der Mittelgang.
Die Musik.
Was ich habe.
Was ich nicht habe.
Was fehlt.
Was ist.
Wer fehlt.
Wer da ist.

Der Mittelgang.
Die Musik.
Was weiß ist.
Was schwarz ist.
Was grau ist.
Was mich verschlingt.
Und mich ausspuckt.

Der Mittelgang.
Die Musik.
Und ich ohne Schutz.
Ohne Schild.
Ohne eines anderen Hand.
Geh vorwärts.
Wie rückwärts.
Ohne Seil auf dem Seil.
Und frage mich: Darf ich tun, was ich tue?
Darf ich sein, die ich bin?

Der Mittelgang.
Die Musik.
Die Bänke.
Die Stufen.
Der Altar.
Der Ring.
Die Kerzen.
Die Bibel.
Ich.

Und die Schrift an der Wand:
Kommet her zu mir alle.

Die Braut dankt:








































Den netten Damen von "Trau dich", die mich sogar ein 700-Euro-Kleid anziehen ließen. Und mir dann diesen Zirkusprinzessinnen-Traum samt Schleier sehr günstig verkauften.

Fatima von La Rose für Änderungen und Gespräche über Marokko, Deutschland, die Liebe und die Ehe.

Ganz besonders: Sybille Haussmann von Blattform fürs Zuhören, Mitfühlen, Kunst- und Närrinnenverstand, Sponsoring und den haltbarsten und passendsten Brautstrauß, den man sich denken kann. <3

Und unbedingt sehrsehr: Sandra Adam für die innere und äußere Begleitung, ihre Ausdauer, die Dokumentation und die Idee, den Brautstrauß zu werfen. <3

Der Kellnerin im Galao für den Schnaps.

Petra und Eux für die Kirche.

Karina, Petra, Robby und Moni für Hilfe und Verständnis jeder Art. <3

Den Gäst_innen für Geschenke, Lachen, Umarmungen und ihr Ja. <3 <3 <3

Und allen, die ihre Geschichten von Brautkleidern und anderen Textilien mit mir geteilt haben.


Brautbräuche

Etwas Altes für das Woher.
Etwas Neues für den Beginn.
Etwas Blaues für die Treue.
Etwas Geliehenes von denen, die man braucht im Leben.

Einen Teil der Unterwäsche verkehrt herum tragen - damit die bösen Feen verwirrt werden.

Den Gästen gezuckerte Mandeln schenken - süß und bitter wie das Leben und wie die Liebe.

Brautmoden Mademoiselle & Monsieur

Über 1.500 Brautkleider auf 850 qm
Am Eingang mußt du die Schuhe ausziehen
Dann eine Treppe
Vom Vorhof mit den bunten Abendkleidern
hinauf ins Weiß des Allerheiligsten
Betreten nur in Begleitung der Priesterin im schwarzen Kostüm und mit hochgezogenen Brauen
Der Nagellack auf deinen Zehennägeln ist abgeblättert
Bad-Hair-Day noch dazu
Zum Glück hast du draußen den Kaugummi ausgespuckt,
nur leider die Herzensrüstung im Auto vergessen.
Ein Beutelchen aus champagnerfarbener Synthetikfaser kostet 49 Euro
Ein Strumpfband, Einheitsgröße, eingeschweißt in Zellophan: 17 Euro
Im Allerheiligsten ist Lachen verboten
Plaudern auch
Du sagst: Danke, Nein!
Schlüpfst in deine Schuhe und gehst
Ob sie nun 850 qm und 1500 Brautkleider neu weihen müssen, weil eine unreine Sünderin wie du daran vorüberging?

http://www.mademoiselle.de/index.php/studio.html